Klar bleiben - trotz allem

Undurchsichtige Zeiten

Es ist in diesen Tagen so, dass einen das Gefühl beschleicht, dass man nicht mehr einfach so rauskommt aus dem Verstrickungen der Welt. Der Krieg in der Ukraine ist zu nah und offenbart zu deutlich, wie wir in Deutschland/Europa abhängig von der Entwicklung sind.

 

 

 

 

Ein Buch, das mich in meiner Jugend ob der scharfsinnigen Analyse des deutschen Biedermeier-Bürgertums sehr beeindruckt hat, ist "Der Untertan" von Heinrich Mann. Natürlich bekomme ich die Einzelheiten jetzt nicht mehr zusammen; was hängengeblieben ist, ist der Charakterzug des gemütlichen Zurückziehens vor den Realitäten. Man macht es sich zuhause bequem und hofft dabei, so den unangenehmen Wahrheiten und den damit verbundenen Verantwortlichkeiten aus dem Weg gehen zu können.

Bitte mich hier nicht missverstehen: unsere heutige Gesellschaft ist nicht die der Weimarer Republik. Das möchte ich vor allem unserer Jugend und unseren jungen Erwachsenen keinesfalls nachsagen. Und doch, wir reiben uns erschreckt die Augen, ob dem, was wir nun über unserer Abhängigkeit von russischen Rohstoffen erfahren, während wir jahrzehntelang uns an unserem Landeswohlstand erfreut haben.

Ich wäre jedoch nicht ich, wenn ich darin, in dem Aufbrechen dieser alten und verdrängten Abhängigkeiten, nicht auch eine grosse Chance für unsere Gesellschaft sehen würde. Jetzt (und auch nach den letzten beiden Jahren) sehen wir klarer, was los ist und können 'aufräumen' und gezielt neue und bessere Wege einschlagen. Nun ist es jedoch so, dass ich, und ich denke auch die meisten hier, nicht direkte Entscheidungsträger des Grossen und Ganzen sind, sondern Entscheidungsträger im Kleinen und Ganzen. Und hier machen wir vielleicht die unangenehme Erfahrung der Ohnmacht. Das tut nicht gut.  Also, ist es besser, herauszufinden, was kann ich tun?!

Innenschau - in die Weite

Yoga und Ayurveda weisen da einen klaren Weg: schau nach innen, um klar zu werden; sorge für Deine Gesundheit, damit  Du raus gehen kannst, um andere bei ihrer Gesundung (nicht nur körperlich) zu unterstützen. Ayurveda noch mehr als Yoga plädiert dafür, in dieser Welt tätig zu werden und nicht auf die Transzendenz zu warten. Doch beiden Disziplinen sehen die Wurzel und die Lösung der Verwirrungen, Verirrungen, des Leidens, in der Klärung unseres Geistes. Also des Geistes eines jeden Einzelnen. Denn wenn ich ruhig und klar bin, kann ich die Situation und mein Umfeld besser erkennen, ich sehe mehr Lösungswege, als die, die impulsiv auf meine Zu- oder Abneigung eines bestimmten Umstandes erscheinen. Denn die Wege, die aus der Impulsivität und den gewohnten Mustern entstehen, führen in den meisten Fällen wieder zu Verstrickungen.
 

Doch wie komme ich zur Klarheit im Geist? Durch beständiges Üben. Menschen vor und in unserer Zeit stellen uns viele Wege zur Klärung des Geistes zur Verfügung. Allen gemeinsam ist, dass wir kontinuierlich üben müssen. Ein Buch lesen, ein schönes Zitat oder eine Fabel hören reicht leider nicht. Mein Lehrer Mohanji sagt dazu immer gerne: "You cannot sleep your way to Samadhi (Erleuchtung/Erkenntnis)." Es ist die Erfahrung, die zählt,  am besten verbunden mit dem alten Wissen dahinter. Und so bin ich tatsächlich davon überzeugt, dass wir, wenn wir alle daran arbeiten, mehr Klarheit zu gewinnen, dann auch einzeln und gemeinsam immer mehr Handlungen ausführen, die zum Wohle aller führen.

Mein persönlicher Weg ist vom Yoga bestimmt, aber ich lasse mich immer wieder gerne von der buddhistischen Lehre inspirieren. Die buddhistische Praxis wie auch die Yogapraxis kulminieren in der stillen Meditation. Und dort haben wir den Atem und unseren Geist ...

Om Shanti