Svastha News Dezember

Gedanken zum 'Selbst'

Das Selbst spielt in den alten Texten der indischen Philosophie eine grosse Rolle. Im Yogatext des Patanjali taucht es schon im dritten Vers auf -'Svarupe" - als etwas, dass wir erkennen, wenn wir lernen unseren Geist zu zügeln, die Bewegungen (Gedanken, Gefühle usw.) verlangsamen. Daraus können wir ableiten, dass in dieser Vorstellung das Selbst nicht der Geist und nicht unsere Gedanken sind. Durch die Überlieferungen, die nicht nur intellektuelle Diskurse zu philosophischen oder spirituellen Themen sind, sondern auch aus meditativen Erfahrungen (wieder und wieder reproduziert!) entstanden sind, lernen wir, dass das Selbst in uns etwas Unwandelbares ist. Dieses Unwandelbare können wir insofern nachempfinden, wenn wir entdecken, dass wir uns innerlich eigentlich immer gleich fühlen, mit 5, 25 und auch 85 Jahren. Meine Mutter hat das letzthin ganz yogaunbedarft so ausgedrückt, dass sie sich innerlich immer gleich jung fühlt und manchmal regelrecht erschrickt, wenn sie im Spiegel ihr 81 jähriges Gesicht erblickt. Ich glaube, dass nicht wenige ihr nachempfinden können ?.
 
Aus den Texten lernen wir, dass unser Selbst, also unser innerster Kern, besondere Qualitäten hat: es ist weise, es ist klar, es ist friedlich und hell. In den unterschiedlichen Philosophierichtungen (Indische Darshanas) bekommt das Selbst unterschiedliche Namen, neben 'Sva', lesen wir von 'Atma', 'Jiva', 'Purusa' oder auch 'Selbst-Isvara '(selbst-Göttlich), um darauf hinzuweisen, dass die oben genannten Qualitäten als dem Göttlichen ähnlich beschrieben werden. Allen Beschreibungen gemeinsam ist, dass die Erkenntnis/Entdeckung mit grosser Freude und Glückseligkeit ('ananda') verbunden sein soll.

Womit wir bei Heiligabend wären: ein Datum, dass wir in unserem Kulturraum gewählt haben, um die Geburt von Jesus Christus, den Sohn Gottes zu feiern. Dieser Moment wird in der Bibel lang ersehnt und mit grosser Freude begleitet. Ein Mensch wird geboren, und ist gleich dem Göttlichen ganz nah, so als sei er der Sohn. Er scheint gekommen zu sein, um anderen Menschen die Brücke dorthin zu bauen.
 

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